Presse-Veröffentlichungen
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Märkische Allgemeine Zeitung, 10. Oktober 2017
ATELIER-BESUCH
Werke, die Verwirrung stiften sollen
(Der Maler und Bildhauer Guido Schenkendorf lebte und arbeitete mehrere Jahre in Jüterbog
und zog 2019 um nach Zerbst/Anhalt)
Von Iris Krüger
Jüterbog. Wenn man an dem Gebäude am Jüterboger Planeberg 79 vorbei schlendert, dann ahnt man nicht, was sich dahinter verbirgt. Am großen Eckhaus bröckelt der Putz von oben, von unten wächst der Efeu. Gleich daneben steht ein niedrigeres Haus aus rotem Backstein. Versucht man, hier durch die Milchglasfenster zu schauen, hat man keinen Erfolg. Nur ein Poster an der Tür lässt das Innere erahnen: Hinter diesen Wänden befindet sich das Atelier von Guido Schenkendorf.
Der Eingang zum Allerheiligsten führt jedoch über das Hauptgebäude. Durch den schmalen Flur geht es zunächst in den Garten. Überall grünt es, überall lagert Holz zum Bearbeiten. Von hier aus führt der Weg wieder in das rote Backsteingebäude, das einst eine Schmiede beherbergte. Ziel ist der hintere Raum mit sporadischer Einrichtung und ohne Ofen. Dafür ist er voller unbekannter Dinge und unfertiger Arbeiten des Künstlers. Von der Decke hängt eine alte Leuchte herab, sie spendet nur wenig künstliches Licht. Eine nach oben gerichtete Neonröhre steht auf einem der Tische. Doch diese nutzt der Künstler ungern. „Die beiden Milchglasfenster sind mir lieber, durch sie scheint ein angenehmes Tageslicht“, sagt Guido Schenkendorf. „Das ist wunderbar, um hier zu arbeiten.“
In der Nähe des Fensters steht eine große Staffelei. Sie besteht aus einem alten Reißbrettgestell, als Arbeitsfläche dient eine alte Tür, auf der Haken befestigt sind. „Diese halten das Bild“, erklärt Schenkendorf seine einfache, aber praktische Konstruktion. An der Wand hängen einige seiner neuesten Werke. Weitere stehen aufgereiht auf einem alten Bollerwagen und warten auf ihre Bestimmung. In den Regalen an der Wand stapeln sich Keilrahmen und Bahnen mit Rohleinen. Alte Möbelstücke drängen sich an den Wänden. „Diese arbeite ich auf, wenn Zeit dafür ist“, sagt Schenkendorf. Entlang des Fensters liegen zahlreiche Arbeitsmaterialien: Farben, Grundierung, Bindemittel zum Malen, zudem Bildhauerutensilien.
Die ersten Bildhauer-Werke des 1970 in Konstanz geborenen Künstlers entstanden aus Sandstein und Holz, später kam Marmor hinzu. "Das ist natürlich schwerer zu bearbeiten, aber dennoch ein sehr angenehmes Material", sagt er. Doch um seine eigenen, ganz besonderen Skulpturformen zu finden, musste Schenkendorf lange experimentieren. Die daraus entstandenen Werke definiert er als florale Skulpturen.
Auf den Tischen im Raum stehen Skulpturen aus Holz. Keine Auftragsarbeiten, erklärt der Künstler, die Werke sind einfach zwischendurch entstanden. „Dafür gibt es aber auch Sammler. Für solche habe ich zum Beispiel ähnliche Skulpturen für den Garten angefertigt. Die waren aus Eichenholz. Daran habe ich einige Monate gearbeitet“, erzählt er. „Kleine Werke dauern nicht ganz so lange. Es kommt aber auch auf das Material an“, betont Guido Schenkendorf. Angefangen habe er mit Ölbildern, erzählt der 46-Jährige. „Das wollte ich einfach mal ausprobieren. Aber da ich sehr expressiv arbeite, merkte ich schnell, dass sich Acryl dafür besser eignet. So bin ich bis heute dabei geblieben“. Anfangs, so sagt er, habe er zunächst die realistische Malerei bevorzugt. Doch im Laufe der Zeit veränderte er sich und entwickelte seinen ganz eigenen Stil.
„Mein Anliegen ist es, mit meinen Arbeiten Verwirrung zu stiften“, sagt der Künstler verschmitzt. Der Betrachter der Werke soll sich auf eine Reise einlassen, die ihn ins Innere bringt. „Die Leute sollen wieder lernen, ruhiger zu werden und intensiver wahrzunehmen“ sagt er. Was die Titel seiner Werke betrifft, hat Guido Schenkendorf ebenfalls eine sehr klare Vorstellung. „Auf die Titel lege ich nicht soviel Wert, eher auf den Inhalt der Arbeiten. Der Betrachter soll das Werk einfach auf sich wirken lassen, ohne über den Namen grübeln zu müssen“.
Märkische Allgemeine 10.10.2017
DAS JÜNGSTE PROJEKT
Bilderzyklus mit 30 Werken
Auf der Staffelei: „Die Situation nimmt ständig zu“
Von Iris Krüger
Jüterbog. Auf der Staffelei im Atelier des Künstlers steht ein Bild in der Größe von etwa 80 mal 110 Zentimetern. Acryl auf Leinwand. Vor dem orange-braunen Bildhintergrund tummeln sich drei Objekte, die auf den ersten Blick undefinierbar sind. Keinem menschlichen Gebilde, keiner Pflanze, keinem Tier sind sie ähnlich, dennoch scheinen sie lebendig zu sein. Verwirrung wolle er stiften, sagt Guido Schenkendorf, und das schafft er mit vielen seiner Arbeiten. Diese hier nennt er Die Situation nimmt ständig zu und verwirrt damit den Betrachter ein weiteres Mal. „Alles wächst, alles verändert sich“, fügt er hinzu. „Doch es gibt Hoffnung durch positive Veränderungen, denn diese sind nötig.“
Das Werk gehört zu einem Bilderzyklus mit 30 Bildern für eine Galerieausstellung. Ganz fertig ist Guido Schenkendorf noch nicht, aber er hat auch noch etwas Zeit. Mit den Werken kreiert er einen völligen Neuanfang seines Stils. „Dass man sich weiterentwickelt, muss einfach sein als Künstler“, sagt er. „Das Bild beginnt mit einer Skizze, es wird konstruiert, auch wenn es später ganz anders aussieht. Es entfaltet sich im Arbeitsprozess“. Das sei normal, so Schenkendorf, denn „wenn man intensiv dabei ist, führt das zwischendurch in verschiedene Richtungen. Doch letztendlich weiß ich, wo es hingehen soll.“
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Märkische Allgemeine 8. Mai 2017
TAG DES OFFENEN ATELIERS
Zwischen Realität und Abstraktion
Guido Schenkendorf präsentiert in Jüterbog einen Querschnitt seines Schaffens
Von Uwe Klemens
Jüterbog. Das Bild vom Dobbrikower Weinberg passt am besten in das Ambiente, das sich der Jüterboger Maler und Bildhauer Guido Schenkendorf für den Tag des offenen Ateliers als Domizil ausgesucht hatte. In der Nikolaibar vis-a-vis der Nikolaikirche zeigte der 46-Jährige am Wochenende eine winzige Auswahl seines umfangreichen Schaffens. Auch die trotz ihrer Wuchtigkeit zierlich wirkende Eichenholz-Skulptur mit dem Titel „Florale Bewegung im Raum“ gehört zu den ausgestellten Werken, die den Blick wie magisch auf sich zogen.
Abstrakt und spielerisch
Dass das Aquarell Dobbrikower Weinberg aus einer Schaffensperiode stammt, mit der der aus der Bodenseeregion stammend Künstler derzeit hadert, erfuhren die Besucher erst später beim Plaudern bei einem Glas Wein oder einem Kaffee, „Vielleicht habe ich mich ein wenig zu lange mit dem realistischen Malen beschäftigt“, nannte Schenkendorf, der inzwischen mehr als die Hälfte seines Lebens in der Flämingregion verbracht hat, als wichtigsten Grund, warum ihm abstraktes Malen und spielerisch anmutende Objektkunst derzeit am meisten gefallen.
In seiner Wahlheimatstadt Jüterbog, in der er seit 2006 lebt, ist er schon längst kein Unbekannter mehr. Mit seiner Beteiligung an Gemeinschaftsausstellungen und zahlreichen Einzelausstellungen hat sich der Künstler bereits seit Langem einen Namen erworben. Die von ihm geschaffene Holzskulptur des Hans Kohlhase, die seit sieben Jahren die Gerichtslaube des Jüterboger Rathauses ziert und damit ein Stück Stadthistorie bebildert, ist eine seiner Arbeiten für den öffentlichen Raum.
Malen als Flucht
„Angefangen mit dem Malen hat es bei mir, als ich so 13, 14 war“, erinnert sich Guido Schenkendorf. „Für mich war das damals so etwas wie eine Flucht aus einem schwierigen Zuhause und einer dadurch schwierigen Zeit“ blickt er zurück. Das stundenlange Spazierengehen um später die dabei aufgespürten Formen auf Papier zu bringen, hat er damals für sich entdeckt und bis heute bewahrt. Fasziniert von der Weichheit des Holzes, entschloss er sich zu einer Tischler- und Restaurierungstischlerlehre und begann mit dem Restaurieren alter Möbel, die sich so wohltuend von dem langweiligen Mobiliar seines damaligen Zuhauses abhoben. Nach und nach entstand aus der Liebe zum Holz die Begeisterung für die Bildhauerei.
Das Material gibt die Form vor
„Oft ist es so, dass der Stamm oder der Stein die Form vorgeben, die ich dann herausarbeite. Mir selbst bleibt dann wenig Spielraum“, beschreibt er ein wenig untertreibend seinen Anteil. Über Besucher in seinem Atelier freut sich der Künstler immer. „Einfach klingeln oder vorher unter 03372-4423923 anrufen“, lautet seine Einladung.
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Landgericht Potsdam
Ausstellung Sommer 2017 - Januar 2018
Das Barberini betritt man voller Vorfreude, das Potsdamer Landgericht nicht immer. Doch als Guido Schenkendorf die Wandelgänge vor den Gerichtssälen mit seinen Bildern schmückte, kam es zu durchaus außergerichtlichen, erfrischenden Gesprächen zwischen Anwesenden und dem Maler über Kunst und die Freude daran. Gewissermaßen eine Vernissage mit aus anderem Anlass geladenen Gästen und Damen und Herren in Robe. Vielleicht ging mancher danach milder gestimmt zu seiner für ihn bestimmten Verhandlung in den Saal.
Recht und Kunst unter einem Dach, das kann nur ein gutes Zeichen sein.
Märkische Allgemeine
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Märkische Allgemeine 15.10.2014
Themenbilder im Bankfoyer
Der Jüterboger Maler und Bildhauer Guido Schenkendorf stellt im Schulze-Delitzsch-Haus in Luckenwalde aus
Von Hartmut F. Reck
Luckenwalde – „Im Licht und Gegenlicht“ heißt die Ausstellung, die am Sonntagnachmittag im Schulze-Delitzsch-Haus der VR-Bank in Luckenwalde eröffnet wurde. Sie zeigt Bilder und Skulpturen des Jüterboger Malers und Bildhauers Guido Schenkendorf. Lichtdurchflutet wirken nicht alle, aber die meisten Bilder des 43-jährigen Künstlers, der mit nur angedeuteten Konturen und leichten Pinselstrichen deutliche Strukturen zu vermitteln weiß.
Foto: H. F. Reck
Statt einer Laudatio führte Schenkendorfs Künstlerkollege Bernd Maywald einen Film vor, der Schenkendorf bei der Arbeit porträtiert. Doch nach der Filmvorführung sagte Maywald dann doch noch etwas: „Es gibt keinen typischen Schenkendorf. Morgen gibt es wiederum einen ganz anderen Schenkendorf.“
Warum das so ist? „Die Vorlieben ändern sich“, sagte Guido Schenkendorf anschließend der MAZ. „So habe ich schon lang keine Stillleben mehr gemalt.“ Dafür stellt der zurückhaltende und stets etwas schüchtern wirkende Künstler seine Staffelei gern in der Natur auf und bringt lichtdurchflutete Landschaftsbilder zurück.
Vertreibung aus dem Kietz 113x95cm
Sogenannte Themenbilder sind der andere Bereich, mit dem sich Schenkendorf beschäftigt. Etwa „Die Vertreibung aus dem Kietz“. Nicht etwa aus dem Paradies, aber doch die Vertreibung aus einem gewachsenen Gewöhnungszustand, dem man stets nachtrauern wird. Schenkendorf greift damit die Macht des Geldes an, das mit Hilfe von Luxussanierung ganze Stadtviertel wie in Berlin verwandelt und damit gewachsene gesellschaftliche Strukturen zerstört. „Dieses Bild hat schon auf anderen Ausstellungen viele emotionale Reaktionen hervorgerufen“, erinnert sich Guido Schenkendorf.
Bei aller Freude am Licht und am Gegenlicht hängt auch ein eher düsteres und geradezu apokalyptisches Bild im Ausstellungsraum der VR-Bank. Es heißt „Krieg“ und zeigt die Schrecken kriegerischer Auseinandersetzungen und ihre Folgen. Es wirkt beklemmend aktuell und setzt den dunklen Kontrapunkt zu den hellen friedlichen Landschaftsbildern. In diesem Kontrast zeigt sich die Vielseitigkeit des Künstlers, von der hier eine kleine Auswahl zu sehen ist.
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Märkische Oderzeitung 2004
Gnadenlos ehrliche Spiegel der Seele
Ausstellung in der Burg Beeskow präsentiert Werke des Malers und Bildhauers Guido Schenkendorf
Von Janet Neiser
Beeskow (MOZ) Fenster. Überall fiktive Fenster und durchdringende Einsichten, die augenblicklich in verschiedenste Szenerien entführen. Da sind umrahmte Begegnungen mit einer zufrieden in sich ruhenden Großmutter oder mit Jassir Arafat, über dessen Kopf blutbeschmierte Flugzeuge in ein Kriegsgebiet schmettern. Da schlängeln sich Flüsse durch malerische Fläming-Landschaften und ein paar Meter weiter reflektiert sich Energie auf einem Meer von Dächern.
In der Beeskower Burg lassen die Bilder und Skulpturen von Guido Schenkendorf die Besucher zu Weltenbummlern werden. Es gibt für den Künstler aus dem Fläming weder Stilzwänge noch thematische Eingrenzungen. Einer der ihn kennt, Bernd Maywald: „Er ist kein akademischer Maler. Er sucht nach keinen Regeln. Er malt das, was er fühlt."
Bildtitel: Mein Kind!
Kunst als Ausdrucksform, als Sprachrohr eigener Gedanken, Ängste und Empfindungen - bei diesem Maler und Bildhauer kommen sie in geballter Kraft.
Naturübungsplatz (ehem. Schiessplatz Jüterbog) 100x70cm
Vertragen wir uns wieder? 89x54,5cm
In seinen Porträts arbeitet er sich zu den Seelen der Menschen vor, ohne aufdringlich zu wirken. Die meisten Gesichter befinden sich scheinbar sicher hinter Glas - ein Eindruck, der durch die alten Fensterrahmen entsteht, die viele Bilder umranden und ihnen noch mehr Räumlichkeit verleihen. "Vertragen wir uns wieder?", fragen zwei dieser Köpfe.
Fast ist der Betrachter geneigt, ihnen den "Verlorenen Strauß" vorbeizubringen, der in impressionistischer Manier an einem See liegt und leise darauf wartet, mitgenommen zu werden.
Überhaupt wirken nahezu alle Bilder angenehm unauffällig und doch intensiv. Wiesen und Wälder hat Schenkendorf mit satten Pastellfarben aufs Holz gestreichelt, oder aber er entfacht ein Aquarell-Feuerwerk aus Tupfern wie beim NATURübungsplatz Jüterbog. Das riesige Gelände südlich von Berlin ist nach jahrelanger militärischer Nutzung ein Naturrefugium geworden, das den Maler schon seit geraumer Zeit beschäftigt. Genau wie Städte, die er als Zugvogel überquert, dabei aber nicht nur Schönheit aufsaugt, sondern bei der "Vertreibung aus dem Kietz" auch ein Auge auf offene Wunden legt.
Bildtitel: Krieg
Alltag, der Menschen unsichtbar gefangen hält, wird bei Schenkendorf gnadenlos aufgedeckt. ) Seine Werke fordern Aufmerksamkeit, überfordern aber nicht. Ohne erklärende Worte hängen und stehen überall Spiegelbilder eigener Gefühle. Selbst wenn es sich dabei nur um eine schlaff am Kleiderhaken baumelnde Jacke handelt, oder um eine Holzskulptur, die sich ohnmächtig gen Himmel reckt. Und da dieser so endlos ist wie die Themenpalette des Künstlers, bleibt kein Betrachter vor menschlichen Tragödien verschont, die sich im Krieg abspielen - irgendwo auf dieser Welt, wo sich der Himmel wie ein Leichentuch ausbreitet. Guido Schenkendorf sieht all das durch seine Fenster, die Regeln sprengen und der alten Beeskower Burg neue Atemluft gewähren.
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